Eine Reise gegen Rechts – wirhabendiewahl.net

Eine Reise gegen Rechts

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Mittwoch. 16.10.2019 – Die Inszenierung des Professor Lucke

Unser Kurztrip im Oktober begann in Hamburg. Als „Omas gegen Rechts“ äußerten wir gemeinsam mit Studenten, Lehrkräften uvm. unseren Unmut darüber, dass es in deutschen Landen möglich, ja rechtlich haltbar ist, dass der Mitbegründer der rechtsextremen Partei AFD (die wir verantwortlich dafür halten, sozialen Unfrieden und Hass in unser Land gebracht zu haben) nach einer mehrjährigen Pause als „Politiker“ nun wieder seine Professur an der Hamburger Universität aufnimmt.

Es war eine laute, aber doch friedliche Demonstration, mit differenzierten und fundierten Rede-Beiträgen, von Studenten und auch einer unserer Omas gegen Rechts. Ein- oder zweimal wurde aus der Menge mit kleinen Papierkügelchen geworfen – was natürlich kindisch, unnötig und unangemessen war, ebenso wie ein „Anrempler“ und eine drohende Handgreiflichkeit, die sofort von Anwesenden aller Seiten unterbunden und auch von den Redner/innen scharf abgelehnt wurde. Insgesamt war die Veranstaltung friedlich. Und sie war wichtig und richtig, um öffentlich zu machen, mit welch ungeheuerlicher Ignoranz hier einer der schlimmsten geistigen Brandstifter einer der größten Krisen unseres Landes einfach wieder zur Tagesordnung zurückkehren will.

Erstaunlich war die Presse – die Herr Lucke selbst (!) schon am Anfang der Veranstaltung aus dem Saal geworfen hatte!

Anstatt sich jedoch hierüber aufzuregen, verbreiteten die meisten Zeitungen und Medien, dass sich „Tumulte und Pöbeleien“ abgespielt hätten und Herr Lucke mit „Gegenständen“ und „Müll“ (besagten Papierkügelchen) beworfen wurde … diese Darstellung ist abstrus und unverständlich und erzeugt ein Bild, das einfach nicht wahr ist.

Wir waren da, mitten drin, die Presse nicht. Dieser Ausschluss wird aber nirgends erwähnt.

Stattdessen inszeniert sich Herr Lucke als Opfer linker Gewalt und die Medien stellen jetzt sogar in Frage, ob Herr Lucke überhaupt „ein Rechter“ ist.

Wir möchten gar keine 50 Schattierungen von Braun unterscheiden. Zwar hält sich Herr Lucke in allen seinen öffentlichen Äußerungen sehr bedeckt, ist aber als Mitgründer der AfD einer der Hauptverantwortlichen für den Rechtsruck in Deutschland und Europa. Er ist nach internen Machtkämpfen aus der Partei ausgetreten, nicht aus politischen Gründen. Er hat sich auch niemals von deren eigentlichen Inhalten distanziert. Er steht nicht für den „rechten Pöbel“, sehr wohl und federführend aber für den wahrscheinlich schlimmeren Teil: die vornehmen Drahtzieher und Befürworter einer wirtschaftlichen und politischen Struktur, die die rechtsnationalen Strömungen fördert und unterstützt.

Nochmal: Damit zählt er zu den geistigen Brandstiftern, die unsere Demokratie und das soziale Miteinander gefährden.

Freitag 18.10.2019 – Lesung von Monika Salzer

Bevor die Lesung begann, trafen sich ein paar „Omas gegen Rechts“ zum Kaffee und Gespräch.

Frau Salzer berichtete sehr eindringlich über die aktuellen Zustände in Österreich und von den erschreckenden Veränderungen, die die österreichischen Rechten bereits in der „Kurz“en Zeit ihrer Regierungsbeteiligung umgesetzt haben: 60 statt 40 Stundenwoche, Streichung vieler Sozialleistungen u.v.m.

Nur an die Altersversorgung sei man noch nicht herangegangen, vermutlich weil grosse Anteile der älteren Österreicherinnen den Herrn Kurz wählen, dessen „Charme“ und „Kindchenschema“ sie scheinbar nicht widerstehen können. Man steht immerhin „Kurz vor der Wahl“. Für die Kürzung der Altersbezüge und das Abstreifen des Schafspelzes ist ja noch genügend Zeit – nach der Wahl.

Dann begann eine wirklich interessante Lesung, in der Frau Salzer aus ihrem Buch die Anfänge und die Beweggründe der „Omas gegen Rechts“ beschrieb.

Lesung Monika Salzer (c) WirhabendieWahl

Buchtitel “Omas Gegen Rechts” Monika Salzer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Hamburger Katharinenkirche bot einen grandiosen Rahmen hierfür und unterstrich die historische Bedeutung der Zeit, in der wir leben. Nach der abschließenden offenen Runde mit Fragen und Wortbeiträgen rund um das „Aufstehen gegen Rechts“ gingen alle sehr nachdenklich in die Nacht.

Lesung Monika Salzer (c) WirhabendieWahl

Samstag 19.10.2019 – Neuengamme

Für eine von uns das „Geheimnis des Nordens“, denn sie hatte vor ca 10 Jahren das erste Mal bewusst davon gehört. Für die andere die Rückkehr an einen Ort, den sie bereits vor 20 Jahren in einem Internetprojekt zum Thema hatte.

Gesehen hatten wir es bis dato noch nie. Das sollte sich jetzt ändern: wir besuchten das KZ Neuengamme im Hamburger Südosten.

Collagen aus unserem Besuch des KZs Neuengamme (c) WirhabendieWahl

Neuengamme :

Was als Gefängnis und Straf/Arbeitslager begann, endete als KZ. Was dort mit Zwangsarbeitern aus ganz Europa gemacht wurde, erklärte man im NS Regime so (Fotos einiger Ausstellungstafeln) …

Das ist sind so offensichtliche Lügen, dass wir immer noch sprachlos sind. Mit welcher Menschenverachtung und welchem Hohn wurde da agiert?

Hier wurde unter den menschenunwürdigsten Bedingungen gearbeitet.

Viele Menschen starben an Verletzungen, Unterernährung und Krankheiten.

Schockierend ist auch, dass aus dem ehemaligen Arbeits- und Konzentrationslager Neuengamme auch nach Kriegsende wieder ein Gefängnis wurde., später eine Jugendstrafanstalt.

Man stelle sich das vor …. wahrscheinlich sind auch ehemalige KZ Insassen nach Kriegsende wieder dort eingeschlossen worden: Ein Mensch, dem das Regime vielleicht alles genommen hat – Frau und Kinder, oder Eltern und Geschwister, das Dach überm Kopf, die Heimat. Dieser Mensch versucht nach Kriegsende, in Freiheit wieder Fuß zu fassen – und versagt womöglich, denn das Trauma ist stärker. Dieser Mensch wird straffällig – vielleicht für eine Scheibe Brot, oder weil er die letzten Jahre gelernt hat, irgendwie zu überleben, ohne Rücksicht. Er landet dann wieder in Neuengamme …. man mag nicht weiter darüber nachdenken. Wir sprachen auch mit einer der Ausstellungs-Betreuerinnen darüber und das ist keine Phantasie, das wird sicherlich passiert sein, nicht nur einmal.

Und vieles, was damals passiert ist, passiert gerade wieder. Derselbe Hass, dieselben Parolen.

Wir werden nicht schweigen. Niemand darf schweigen.

Wir enden hier mit dem Bericht fürs Erste, werden die Erlebnisse aber sicher an anderer Stelle noch einmal aufgreifen.

Bleibt laut. Steht auf. Gegen Rechts. Gegen das Vergessen.

Demokratie darf vieles aushalten – nur keine Menschenverachtung und keine Rechtsbrüche.

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