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Fräulein Stinnes fährt um die Welt

Starke Frauen: Clärenore Stinnes

Clärenore Stinnes wird 1901 in Mühlheim an der Ruhr geboren. Sie hat sechs Geschwister. Clärenore spielt lieber mit Zündkerzen als mit ihren Puppen. Als Teenager weiß die Tochter des Großindustriellen Hugo Stinnes über sämtliche Auto- und Motortypen Bescheid. Weil Clärenore blond und klein ist, wird sie oft unterschätzt. Dabei ist sie schon als kleines Mädchen wild und selbstbewusst.

Der Vater findet seine zielstrebige Tochter großartig und gibt ihr, sobald sie alt genug ist, eine Stelle als Sekretärin in seinem Konzern. Bei Entscheidungen fragt er sie gerne nach ihrer Meinung. In Clärenore Stinnes Jugend sieht es ganz danach aus, als würde ihr eine Karriere im Unternehmen ihres Vaters bevorstehen. Eines Tages stirbt er jedoch plötzlich. Er ist noch keine 60 Jahre alt. Kurz darauf wird Clärenore Stinnes von ihrer Mutter und ihren Brüdern aus dem Konzern gedrängt.

Diesen Rückschlag verkraftet die damals 23-Jährige, indem sie sich völlig neu erfindet: Sie wird Rennfahrerin. Während ihre Mutter und ihre Brüder das Unternehmen herunterwirtschaften, gewinnt Clärenore Stinnes ein Rennen nach dem anderen. Clärenores Mutter hofft auf eine standesgemäße Heirat ihrer Tochter, doch diese hat andere Pläne. Die zierliche Draufgängerin möchte als erster Mensch im Auto die Erde umrunden, eine Autopionierin und das „Enfant Terrible“ der besseren Gesellschaft der 1920er-Jahre werden. Mit 17(!) wird sie eine der ersten Rennfahrerinnen der Welt und lässt viele Männer hinter sich – und das nicht nur auf der Rennstrecke.

Schon bald hat sie unzählige Preise bei such zu Hause angehäuft. So sucht sie eine neue Herausforderung und fährt auf einer Tour in Russland mit. Als einzige teilnehmende Frau unter 52 Männern aus 13 Nationen erkämpft sie sich den ersten Platz.

Sie möchte als erster Mensch mit dem Auto um die Welt fahren – und so beginnt eine Reise wie aus einem Abenteuerroman: Clärenore pumpt sich die benötigten 100.000 Reichsmark bei verschiedenen Firmen wie Bosch und Continental. Im Mai 1927 geht es los. Gemeinsam mit dem Kameramann Carl-Axel Söderström, zwei Mechanikern und ihrem Hund Lord bricht sie 1927 auf. (Den Hund wollte sie eigentlich nicht mitnehmen, das kluge Tier scheint jedoch den baldigen Aufbrauch zu ahnen und tritt in Hungerstreik, um nicht zurückgelassen zu werden). Es geht von Deutschland über den Balkan in den Nahen Osten bis nach Sibirien, Nord- und Südeuropa. Schon vor Sibirien werfen die beiden Mechaniker allerdings das Handtuch. Clärenore Stinnes muss die Strecke mit ihrem Kameramann und dem treuen Hund alleine fortsetzen. 25 Monate dauert die unglaubliche Tour de Force, die die beiden durch Eis und Hitze, Geröll und Schlamm führt. Ein Abbruch der Fahrt ist für die zähe Stinnes niemals eine Option. Nach fast 47.000 km und 23 Ländern rollen sie am 24. Juni 1929 triumphal in Berlin ein – und heiraten eineinhalb Jahre später.

Clärenores Sehnsucht nach gefährlichen Abenteuern hat sich gelegt, sie folgt Carl-Axel Söderström nach Südschweden auf einen Bauernhof und bekommt dort drei Kinder mit ihm. Im September 1990 stirbt die bemerkenswerte Frau, die als erster Mensch die Erde im Auto umrundete und dabei ihre große Liebe fand.

Ihr Abenteuer wird in dem Film “Fräulein Stinnes fährt um die Welt ” veröffentlicht.

Bild (c) #wirhabendiewahl

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